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Doch sollten Betroffene heute das Schlimmste befürchten – taub zu werden? Gibt es in unserer heutigen Zeit Behandlungsmethoden? Im Folgenden werden wir das Krankheitsbild der Otosklerose näher beleuchten.
Was ist Otosklerose?
Im Mittelohr befinden sich drei sehr kleine Gehörknöchelchen. Diese haben die Funktion, akustische Signale in Form von Vibrationen vom Trommelfell an die Ohrschnecke im Innenohr weiterzureichen. Der Steigbügel ist dabei der kleinste Knochen und die Nummer drei in der Reihe der Gehörknöchelchen, auch Gehörknöchelchenkette genannt. Bei einer Otosklerose versteift genau dieses Knöchelchen und ist mit der Zeit immer weniger in der Lage, die Schallwellen an die Ohrschnecke weiterzureichen.
Diese Verknöcherung führt nach und nach zu einer starken Einschränkung der Hörfähigkeit und kann ohne eine Behandlung im schlimmsten Fall zu Taubheit führen.
Doch es gilt: Kein Grund zur Panik!
Nur ein Prozent der Bevölkerung in Europa ist überhaupt von Otosklerose betroffen. Viel wichtiger und beruhigender ist darüber hinaus die Tatsache, dass in den meisten Fällen zwar eine gewisse Verhärtung der Gehörknöchelchen nachweisbar ist, diese sich aber nicht zwingend auf die Hör- und Lebensqualität der Betroffenen auswirken muss. Vielmehr leben viele Menschen ihr gesamtes Leben, ohne zu wissen, dass auch sie betroffen sind.
(Zusatzinfo: Es handelt sich bei Otosklerose um eine schmerzfreie Anomalie. )
Welche Ursachen gibt es für die Otosklerose?
Bei den Gründen und Ursachen für Otosklerose sind sich die Wissenschaftler noch uneins, und wie bei vielen anderen Fragen rund um das Gehör hat die Forschung hier auch sehr spät angesetzt. Erst seit Mitte der 50er-Jahre (des 20. Jahrhunderts) weiß man Näheres über den Hörgang.
Eine verbreitete Theorie bringt die Otosklerose mit Virusinfektionen in Verbindung. Insbesondere Masern können in einigen Fällen dazu beitragen, dass die Gehörknöchelchen eine Formveränderung erleiden, die dann in einer Versteifung oder Verhärtung münden kann.
Man beobachtet, dass Frauen doppelt so häufig betroffen sind wie Männer, insbesondere im Alter von 20–40 Jahren. Es wird ein Zusammenhang zwischen hormonellen Einflüssen (bspw. durch die Verhütungspille) oder einer Schwangerschaft und dem Beginn einer Otosklerose vermutet.
Da Otosklerose im afrikanischen und asiatischen Raum weit seltener vorkommt, geht man zudem von einer genetischen Veranlagung aus.
Welche Symptome sind typisch?
Anfänglich ist ein leichter Hörverlust feststellbar. Zunächst ist nur ein Ohr betroffen, während das andere Ohr eine kurze Zeit später ähnliche Symptome aufweist. Patienten berichten, dass sie auch oft von Tinnitus betroffen sind. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Tinnituspatienten ist es hier eher ein tiefer Ton, der als äußerst störend empfunden wird. Auch über andere Begleiterscheinungen wie Übelkeit, Schwindel und häufige Kopfschmerzen wird berichtet.
Wie wird Otosklerose festgestellt?
Durch eine Audiometrie kann der HNO-Arzt zunächst feststellen, ob es im Ohr Schwierigkeiten gibt, den Schall wahrzunehmen. Dazu kann er sich sehr einfacher Werkzeuge bedienen, z. B. mit einer metallenen Stimmgabel im Rinne-Versuch.
Ferner prüft der Arzt, ob nur noch höhere Frequenzen wahrgenommen werden können. Falls sich der Verdacht erhärtet, dass eine Otosklerose vorliegt, kann man durch eine MRT-Untersuchung die letztendliche Gewissheit erlangen.
Welche Heilmöglichkeiten gibt es?
Anders als zu Zeiten Beethovens haben wir durch moderne Hörgeräte ohne Weiteres die Möglichkeit, das Hörvermögen wiederherzustellen. Allerdings wird das Fortschreiten der Krankheit damit nicht gestoppt.
Bei einer schweren Form der Otosklerose sollte daher eine Operation in Erwägung gezogen werden. Der verhärtete Steigbügel wird hierbei in Teilen oder vollständig durch eine Prothese ersetzt.
„Eine Otosklerose-OP ist ein sehr befriedigender Eingriff für Patient und Operateur, da die Ergebnisse fantastisch sind und der Patient innerhalb einer OP Zeit von 45 Minuten von einem Schwerhörigen zu einem Normalhörenden werden kann.“
Beide Operationsformen werden stationär durchgeführt. Der eigentliche Eingriff dauert in der Regel zwischen 30 und 45 Minuten. Über 90 Prozent der behandelten Patienten berichten von sofortigem Erhalt der Hörfähigkeit. Priv. Doz. Dr. med. Christoph Klingmann aus München führt aus: „Trotz [eines] Restrisikos (von 1% d. Red.) ist eine Otosklerose-OP ein sehr befriedigender Eingriff für Patient und behandelnden Operateur, da die Ergebnisse fantastisch sind und der Patient innerhalb einer OP Zeit von 45 Minuten von einem Schwerhörigen zu einem Normalhörenden werden kann.“
Fazit
Haben Sie den Verdacht, an Otosklerose zu leiden? Lassen Sie Ihre Befürchtungen abklären. Erst eine Untersuchung beim erfahrenen HNO-Arzt/bei einer erfahrenen HNO-Ärztin kann Ihnen endgültige Gewissheit geben.
Wurde bei Ihnen Otosklerose festgestellt? Das beunruhigt Sie bestimmt. Doch durch moderne technische Maßnahmen kann Ihnen geholfen werden. Verschiedene Behandlungsmethoden bieten Ihnen die Chance, mit einer Operation wieder „ganz wie früher“ zu hören.
Otosklerose hat den großen Schrecken verloren, den sie noch zur Zeit Beethovens hatte. Welche Freude wäre es für den aufgrund seiner Erkrankung schwer depressiven Beethoven gewesen, wäre die Wissenschaft schon damals auf dem heutigen Stand gewesen. Sicherlich hätte dann seine kurz vor seinem Tod vollendete neunte und letzte Sinfonie „Ode an die Freude“ nicht diese tieftragische Symbolik, mit der er sich in den Geschichtsbüchern verewigt hat.
Lassen Sie sich von einem Facharzt beraten und holen Sie sich ein Stück Lebensfreude zurück.