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Hören Frauen anders als Männer?
Kennen Sie das? Nach einem Abend bei Freunden unterhält sich ein Paar darüber, was erzählt wurde. Er: „Wirklich? Das hat sie gesagt? Da war ich wohl grad nicht im Raum.“ Sie: „Doch, natürlich! Du hast direkt neben mir gesessen! Hast du denn nicht zugehört?“ So oder ähnlich ist es wohl schon einmal jeder Frau gegangen. Und schnell beschleicht „frau“ da das Gefühl, dass Männer und Frauen irgendwie anders (zu)hören. Doch woran liegt das?
Zunächst zu den ernüchternden Fakten: Das weibliche Ohr unterscheidet sich beim Menschen rein biologisch gesehen nicht vom männlichen Ohr. Die Ohren beider Geschlechter haben die gleiche Anatomie und erfüllen die gleichen Funktionen. Die Ohren sind für das Hören und das Gleichgewicht verantwortlich. Das Außenohr nimmt Schallwellen auf und überträgt sie durch den Gehörgang in das Trommelfell, wo sie vibrieren. Die Knochen im Mittelohr übertragen die Geräusche auf das Innenohr, wo sie zu Nervenimpulsen werden und direkt zum Gehirn gelangen. Das Gehirn empfängt die Nervenimpulse und übersetzt sie in Geräusche.
Forschungen an der Indiana University School of Medicine haben dazu beigetragen, ein uraltes Dilemma zwischen den Geschlechtern zu lösen: Männer hören nur mit einer Seite ihres Gehirns zu, während Frauen zur Bildgebung des Gehirns beide Gehirnhälften verwenden. Die Studie mag das Argument der Frauen bestätigen, dass Männer schlechter oder sozusagen nur halb oder nur mit einem Ohr zuhören. Die Forscher sagen jedoch, dass die Ergebnisse nicht bestätigen, dass Frauen besser zuhören als Männer.
Auch wenn die Forschung nahe legt, dass die Sprachverarbeitung zwischen Männern und Frauen unterschiedlich ist, bedeutet dies nicht unbedingt, dass die Leistung ebenfalls unterschiedlich ist. In der bereits genannten Studie wurden 20 Männer und 20 Frauen in einer funktionellen Magnetresonanztomographie untersucht, während sie eine Passage aus John Grishams Roman „Der Partner“ als Audio-Aufzeichnung hörten. Eine Mehrheit der Männer zeigte eine ausschließliche Aktivität auf der linken Seite des Gehirns, im Temporallappen, der klassisch mit Zuhören und Sprechen verbunden ist. Die Mehrheit der Frauen zeigte eine hohe Aktivität im Temporallappen, und zwar auf beiden Seiten des Gehirns, wobei die linke Seite etwas mehr betont war. Der rechte Temporallappen ist traditionell mit nichtsprachlichen Hörfunktionen verbunden. „Als Wissenschaftler finden wir heraus, was normal ist, und immer häufiger scheinen wir festzustellen, dass normal für Männer anders sein kann als normal für Frauen“, sagte Dr. med. M. Phillips, Assistenzprofessor für Radiologie und Co-Autor dieser Studie. Er erklärt weiter, dass dies jedoch nicht darauf hindeute, dass eines der Geschlechter in dieser Hinsicht leistungsfähiger sei als das andere.
Sowohl bei Männern als auch bei Frauen kann schlechteres Hören einen recht banalen Grund haben: Möglicherweise verstopft ein Ohrenschmalz-Pfropfen den Hörgang und schränkt dadurch das Hörvermögen ein. Deshalb sollten beide Geschlechter ihre Ohren regelmäßig, aber sehr vorsichtig reinigen. Wischen Sie im Idealfall das Außenohr mit einem Papiertaschentuch oder einem Waschlappen ab, aber führen Sie niemals Gegenstände, wie das berühmte Wattestäbchen in das Ohr ein, da dies zu Schäden führen kann.
Leider ist schlechteres Hören nicht immer auf eine so banale Ursache zurückzuführen. Deswegen gilt für beide Geschlechter die Empfehlung: Prüfen Sie regelmäßig Ihr Hörvermögen und lassen Sie bei Unsicherheit einen kostenlosen Hörtest machen. Sollte bei diesem Test eine Hörschwäche festgestellt werden, bringt das für Frauen besondere Herausforderungen mit sich.
Hörverlust: Besondere Herausforderungen und Ansprüche bei Frauen
Gerade weil Frauen oft das Gefühl haben, eigentlich die besseren Zuhörer zu sein, ist ein beginnender Hörverlust für sie besonders unangenehm. Auch gelten Frauen oft als gesprächiger und redefreudiger als Männer. Klischee hin oder her: Sowohl für redefreudige Männer als auch Frauen, ist natürlich nicht nur das Sprechen, sondern auch das Hören und Verstehen von zentraler Bedeutung. Ein Hörgerät kann die Lebensqualität in hohem Maße verbessern. Zudem sind Frauen selbst im hohen Alter häufig sozial stark integriert und engagiert. Sie haben pubertierende Schulkinder oder junge Enkelkinder, die zu Besuch kommen, üben soziale Aktivitäten oder Ehrenämter aus oder müssen sich um die eigenen Eltern kümmern. Ein gutes und leichtes Hörverständnis macht diese Aktivitäten leichter.
Aber was passiert, wenn die Auswirkungen eines langsam eintretenden Hörverlusts die Kommunikation mit den Mitmenschen immer schwerer machen? Allmählicher Hörverlust in Form von Presbykusis (altersbedingt) oder Otoschlerose (eine genetische Veranlagung kombiniert mit Veränderungen der weiblichen Sexualhormone) kann bei Frauen im Alter von 40 oder 50 Jahren häufig auftreten. An Otoschlerose erkranken Frauen im Alter von 30 bis 50 Jahren sogar doppelt so häufig wie Männer. Die Behandlung mit Zytostatika in der Krebs- oder Rheumatherapie kann ebenfalls das Hörvermögen schädigen.
Von den diagnostizierten Hörverlusten können ca. 10 % mit chirurgischen oder medizinischen Optionen behoben werden, die anderen 90 % der Hörverluste sind sensorineuraler oder nervenbedingter Natur. Die häufigste und effektivste Behandlungsoption für nervenbedingten Hörverlust sind Hörgeräte. Da der Beginn eines Hörverlusts in der Regel ein langsamer, allmählicher Rückgang der Empfindlichkeit ist, stellen aktive Frauen möglicherweise nicht fest, dass das Hören langsam immer schlechter und das Verstehen immer schwerer wird. In einer Hörrehabilitationsberatungen mit einem Audiologen stellt der hörgeschädigte Patient häufig fest, dass Menschen nicht wirklich murmeln oder zu leise sprechen. Ihnen wird dort genau gezeigt, welche Bereiche ihres Ohres bestimme Frequenzen und Tonhöhen nicht mehr wahrnehmen können. Dieses Wissen hilft dabei, nicht zu resignieren, sondern eine Hörhilfe zu nutzen, die perfekt auf die Schwachstellen des eigenen Hörsinnes angepasst ist.
Welche speziellen Hörgeräte für Frauen gibt es am Markt?
Beim Kauf eines Hörgerätes gibt es insbesondere bei Frauen eine Menge Aspekte, die zu beachten sind. Ein nicht unwesentlicher Aspekt (der Frauen vielleicht etwas mehr beschäftigt als Männer), ist die Optik. Zum Glück gibt es Hörgeräte mittlerweile auch in sehr ansprechenden Ausführungen, die sich optimal in die Garderobe integrieren lassen, zum Beispiel als dekorativer Ohrschmuck oder versteckt im Bügel der Brille. So genannte Im-Ohr-Hörgeräte sitzen fast unsichtbar im Gehörgang und erfreuen sich wegen ihrer Diskretion großer Beliebtheit – nicht nur bei Frauen.
Hörgeräte unterscheiden sich stark in Preis, Größe, Besonderheiten und der Art und Weise, wie sie in Ihrem Ohr platziert werden. Im Idealfall lassen Sie sich von einem Hörgeräte-Akustiker beraten. Dieser kann Ihnen nicht nur die verschiedenen technischen Eigenschaften der verschiedenen Hörgerätetypen genauer vorstellen und erläutern, sondern auch Empfehlungen geben, welche Gerätetypen am besten zu Ihnen ganz persönlich passen.
Übrigens: Wenn Ihr Partner beim nächsten Abend mit Freunden mal wieder die Hälfte nicht mitbekommt, ist das nicht immer ein Grund für einen Hörtest. Es kann auch sein, dass ihn die detaillierte Beschreibung des neuen Schuh-Outlets einfach nicht interessiert hat.